Eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori ist die häufigste Ursache für eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Doch das weit verbreitete Bakterium kann auch eine Reihe weiterer Erkrankungen hervorrufen – möglicherweise auch Parkinson.
Mehrere klinische Studien legen nahe, dass das Bakterium, mit dem mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung infiziert ist, die Nervenkrankheit Parkinson begünstigen kann. So konnte das Team um Professor Dr. David J. McGee vom LSU Health Sciences Center in Shreveport gleich vier Zusammenhänge zwischen Helicobacter-Infektionen und Parkinson-Erkrankungen herstellen (Quelle):
- Parkinson-Patienten haben ein bis zu dreifach höheres Risiko, mit H. pylori infiziert zu sein, als gesunde Vergleichspersonen.
- Parkinson-Patienten, die mit H. pylori infiziert sind, verfügen über schlechtere motorische Fähigkeiten als nicht-infizierte Parkinson-Patienten.
- Eine Eradikation von H. pylori verbessert die motorischen Fähigkeiten von Parkinson-Patienten.
- Eine Eradikation von H. pylori verbessert die Absorption des Parkinson-Medikaments Levodopa.
Der genaue Prozess, der zur Entstehung einer Parkinson-Erkrankung führt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Tatsächlich könnten mehrere Aspekte eine Rolle spielen: vom Bakterium produzierte Giftstoffe, eine Störung des Mikrobioms, eine Ausdehnung der Entzündung bis ins Nervengewebe sowie die Beeinflussung der Pharmakokinetik von Parkinson-Patienten durch das Bakterium. Der letzte Punkt ist für die Parkinson-Therapie von besonderem Interesse: Dort wird zum Ersatz von Dopamin das Medikament L-dopa (Levodopa) eingesetzt, um die motorischen Fluktuationen und die Störungen der Impulskontrolle zu behandeln. Es hat sich gezeigt, dass der Bedarf an Levodopa-Medikation bei einer Helicobacter pylori-Infektion höher ist als bei Parkinson-Patienten, bei denen keine Helicobacter-Infektion vorliegt: Levodopa schlägt bei Patienten mit Helicobacter-Infektion schlechter an. Zudem ist bei einer Helicobacter-Infektion der Wirkzeitraum von Levodopa verkürzt und die Wirkung setzt verspätet ein. Der Grund: Levodopa dient dem Bakterium als Nährstoff.
Bei Parkinson-Patienten, die schlecht auf die Levodopa-Therapie ansprechen, empfiehlt es sich daher, auf eine mögliche Helicobacter-Infektion zu testen und das Bakterium gegebenenfalls zu eradizieren.